Liebe Leserinnen und Leser,
ein Gespenst geht um im Wolfsburger VW-Werk: Die monatelange Kurzarbeit an den Montagelinien sorgt innerhalb der
Belegschaft mittlerweile doch für akute Zukunftsängste. Die Stimmung ist im Keller. Die anhaltende Unsicherheit schlägt deutlich aufs Gemüt, wie auch Vertrauenskörperleiter Florian Hirsch im Gespräch mit der WAZ erläuterte. Mehr und mehr wächst dabei auch die Unzufriedenheit mit dem Management. Objektiv ist der Chip-Mangel zwar wohl kaum auf Fehlverhalten der Führungsetage zurückzuführen, dass VW-Chef Herbert Diess und Co. aber in den sozialen Medien auf heile Welt machen und Bilder von Vergnügungstouren posten, während die Produktioner zuhause zum Däumchen drehen verdammt sind, kommt bei den wenigsten Werkern gut an.
Besserung ist derweil nicht in Sicht. Mittlerweile glaubt eigentlich niemand mehr an die ehemals erhoffte und anvisierte Aufholjagd. Der
Chipmangel werde sich wohl auch bis weit ins neue Jahr ziehen, kündigte Betriebsratschefin Daniela Cavallo jetzt an. Da stehen unharmonische Weihnachten bevor.
Einzig die Planungsrunde im November könnte der Belegschaft die Festtage vielleicht doch noch versüßen. Denn dort will der Betriebsrat dem Stammwerk ein weiteres E-Modell verschaffen. Noch besser:
Dieses soll schon ab 2024 gebaut werden. Das könnte die Auslastung in Wolfsburg, die derzeit auf Negativ-Rekordniveau vor sich hindümpelt, wenigstens perspektivisch nach oben treiben. Einfach wird das sicher nicht. Daniela Cavallo und Gerardo Scarpino steht dann die erste echte Feuerprobe als neue Betriebsratsspitze bevor. Auf die Wahlen im kommenden Jahr dürfte das großen Einfluss haben.
Gute Fahrt wünscht Ihnen,
Steffen Schmidt