Liebe Leserinnen und Leser,
Krise? Angesichts der massiven Produktionseinschränkungen aufgrund von Halbelitermangel und Ukraine-Krieg könnte man davon ausgehen. Doch auf dem Konto von Volkswagen macht sich die problematische Lage nicht bemerkbar. Im Gegenteil. Obwohl Konzern und auch die Marken deutlich weniger Autos produzierten und verkauften, wurden
Gewinn und Rendite mächtig gesteigert. Auf Konzernebene vor allem, weil der Fokus auf margenstarken Oberklassemodellen lag, auf Markenebene weil die ebenfalls teureren E-Autos weiter kräftig nachgefragt sind.
Von Friede, Freude Eierkuchen kann trotzdem nicht die Rede sein. Zu groß sind die Gefahren, die aus dem Ukraine-Krieg resultieren. Steigende Energie- und Rohstoffpreise machen VW-Chef Herbert Diess sorgen. Er warnt vor einer Destabilisierung der europäischen Wirtschaft. Denn auch wenn man kräftig an der Dekarbonisierung arbeitet, so weit, dass man auf russisches Gas verzichten könnte, ist man dann doch nicht.
Wasserstoff kann zwar der Energieträger der Zukunft werden, das gilt aber vor allem mittel- beziehungsweise langfristig, wie auch die Diskussionen in der Autostadt im Rahmen einer Ausstellung zum Element zeigen.
Sorgen bereitet VW auch der einstige Goldesel China. Die Konkurrenz dort gewinnt an Boden, zudem schadet eine erneute Corona-Welle dem Geschäft.
VW setzt deswegen auch auf einen Sprung in den USA. Das Geschäft jenseits des großen Teichs soll kräftig angekurbelt werden. Mit dem Elektro-Trend wittert VW als Vorreiter der Elektromobilität die große Chance, Marktanteile zu erobern.
Mit Käfer und Bulli eroberte man einst die amerikanischen Herzen im Sturm. Die Faszination, die von diesen Kult-Autos ausgeht, konnte man am Wochenende hautnah in der Autostadt erleben.
Die hatte zum großen Käfertreffen eingeladen - und die Jünger der Ikone folgten massenweise.
Der Käfer steht dabei als Bestseller für jedermann auch für ein großes Stück Identität des Volkswagen Konzerns. Mit den neuen Modellen und dem derzeitigen Fokus auf teurere Modelle, geht genau diese ein Stück weit verloren. Macht der Name Volkswagen - gerade für den Dachkonzern mit seinen Luxusmarken Porsche, Audi oder Bentley - da noch Sinn? Oder sollte Zeitenwende in der Auto-Industrie sich auch im Namen widerspiegeln? VW-Chef Herbert Diess tendiert zu letzterem und
regt die Diskussion um deine Umbenennung des Konzerns an. Was aus den Gedankenspielen wird, ist völlig offen. Doch egal wie es ausgeht: Der Käfer bleibt ein Volkswagen.
Gute Fahrt wünscht Ihnen
Steffen Schmidt