Liebe Leserinnen und Leser!
Die AZ/WAZ hörte sich bei Beschäftigten um: Nach Corona und Kurzarbeit sei die Stimmung eh schon schlecht gewesen – aber
nun erreiche sie den Tiefpunkt. Zumal sich die Wolfsburger Stammbelegschaft ungerecht behandelt fühlt: Die Auftragsbücher seien voll, betont die Unternehmensführung immer wieder. Aber was nützt das, wenn die Konzernführung die wenigen verfügbaren Halbleiter lieber in die Produktion von E-Autos und Premiummodellen umleitet? Eben…
Einer, der mit dem Streichen von Nachtschichten ganz und gar nicht einverstanden ist, ist das Betriebsratsmitglied Frank Patta: Er
kritisiert Unternehmensführung und Betriebsrat scharf und stellt fest: Beide Seiten hätten sich überhaupt nicht um alternative Lösungen bemüht. Nun könnte man das als Betriebsratswahlkampf-Getöse abtun - aber Patta hat schon in den vorherigen Wochen so manchen kritischen Gedanken geäußert, über den es sich zumindest einmal nachzudenken lohnt.
Apropos Betriebsrats-Wahlkampf: Die AZ/WAZ stellt die verschiedenen Listen, die sich im März zur Wahl stellen, vor. Diesmal sind „
Die Andere Liste“ und
Einzelkandidat Johannes Kaiser an der Reihe. Wobei sich die IG Metall beeilt festzustellen: Es mögen zwar IGM-Mitglieder auf anderen Listen kandidieren, aber es gebe „nur eine IG Metall-Liste“. Der Wahlkampf ist in vollem Gange…
Aber natürlich gab es auch gute Nachrichten in den vergangenen Tagen: VW-Führung und Betriebsrat arbeiten gerade am Modernisierungsfonds, mit dem die Arbeits- und Pausenbedingungen im direkten Bereich verbessert werden sollen. Nadine McBroom und Astrid Vetter-Wansart haben der AZ/WAZ eindrucksvoll erläutert,
wie Jobsharing bei zwei Managerinnen funktioniert - nämlich erstaunlich gut. Ein Modell, das Schule machen könnte.
Für ein Modell, dass in Kindergärten Schule machen sollte, kämpft der frühere Volkswagen-Chef Carl Horst Hahn schon seit Jahren: die Mehrsprachigkeit. Kinder saugen im Kita-Alter verschiedene Sprachen spielerisch auf und entwickeln Konzentrations- und Teamfähigkeit. Alles Eigenschaften, die wichtig für ein erfüllendes und erfolgreiches Leben sind. Und wichtig für die immer globalisiertere Arbeitswelt der Zukunft. Hier, so Hahn,
würden Volkswagen und Wolfsburg diese Möglichkeit leider nicht am Schopfe packen.
Und der aktuelle Konzern-Chef Herbert Diess? Nun, der gab gemeinsam mit Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann dem Wirtschaftsmagazin „Wolfsburg+“ ein sehr interessantes Interview. Er verspricht: Dank Trinity und Campus Sandkamp sowie des VW-Stammwerks werde es
in Wolfsburg auch künftig zukunftssichere Jobs geben. Aber auch die Stadt müsse ihre Hausaufgaben machen: Sie müsse die City attraktive gestalten, damit sich künftige VW-Mitarbeiter hier auch wohl fühlen. Sonst würden sie zwar in Wolfsburg bei Volkswagen arbeiten, aber woanders leben…
Gute Fahrt wünscht Ihnen
Carsten Bischof