Liebe Leserinnen und Leser,
Was für eine Woche in der VW-Stadt: Wegen der anhaltenden Halbleiter-Krise und
Kurzarbeit in der Produktion lagen die Nerven bei Volkswagen sowieso schon blank. Die Nachricht, dass VW-Chef Herbert Diess im Rahmen einer Aufsichtsratssitzung
das Horrorszenario von 30 000 gefährdeten Arbeitsplätzen ins Spiel brachte, wirkte da nur als Brandbeschleuniger für einen schwelenden Konflikt. Beim Weckruf des Konzern-Chefs ging es um nichts anderes, als den in Wolfsburg altbekannten Vorwurf, das Stammwerk sei zu teuer und ineffizient.
Zwar dementierte Diess bereits nach kurzer Zeit kolportierte Absichten bezüglich eines Jobabbaus. Da war das Kind aber schon in den Brunnen gefallen.
Betriebsrat,
IG Metall und
die Belegschaft kritisierten die Aussagen deutlich. Die Fronten vor der so wichtigen Planungsrunde wurden damit abermals verhärtet.
Wen er damit meint, auch daran lässt Diess keinen Zweifel. Sein mahnender Blick richtet sich gut 200 Kilometer nach Osten, auf die neue Gigafabrik von Tesla. Den amerikanischen E-Auto-Bauer zieht Diess regelmäßig als Bedrohung und Vorbild heran. Das ging jetzt sogar soweit, dass
Tesla-Gründer Elon Musk während einer Tagung des VW-Top-Managements per Video dazu geschaltet wurde.
Doch nicht nur Diess’ Bruder im Geiste Elon Musk, sondern auch die nüchternen Zahlen geben dem VW-Chef Recht. Dass die Antriebswende sich immer schneller vollzieht und nicht mehr aufzuhalten ist, wird zunehmend deutlicher. Allein VW verkaufte im September zwar
ein Drittel weniger Autos als im Vorjahr,
verdoppelte aber gleichzeitig seine Auslieferungen von E-Autos. Der Kunde hat gesprochen. Wenn es nach Diess geht, muss VW jetzt bloß noch schneller zuhören.
Gute Fahrt wünscht Ihnen
Steffen Schmidt